Marbach kennt seine Geschichte. Aber Geschichte ist keine bloße Erinnerung. Geschichte ist lebendig, sie verändert sich, sie wirkt nach. Wer durch ‚Marbach wimmelt‘ blättert, sieht genau das: Vergangenheit und Gegenwart mischen sich, als hätten sie nie aufgehört, miteinander zu sprechen.
Das großformatige Bilderbuch, herausgegeben 2024 vom Stadtmarketing Schillerstadt Marbach e.V. und illustriert von Jolanda Obleser, zeigt Marbach, wie es ist – und auch ein wenig, wie es war. Die Straßen, Plätze und Menschen sind so vertraut wie überraschend. In den Wimmelbildern verschmelzen Vergangenheit und Gegenwart zu einem lebendigen Mosaik. Auf den Straßen trifft man sowohl historische Figuren als auch heutige Marbacher. Es ist ein Bilderbuch, das nicht nur zeigt, sondern auch zum Entdecken anregt – und so die Verbindung zwischen den Generationen lebendig hält. Kleine Details und versteckte Szenen laden dazu ein, immer wieder Neues zu entdecken und Marbach in seiner ganzen Vielfalt zu erleben. Und mittendrin: das 18. Jahrhundert. Nicht als Kulisse, sondern als gelebte Stadtgeschichte.

Zwischen Äpfeln und Astronomie
Auf der Titelseite steht im Zentrum eine Frau in historischem Gewand. Stadtführerin? Zeitreisende? Hinter ihr kniet Friedrich Schiller und prüft an einem Marktstand einen Apfel. Ein Mann des Wortes, mitten im prallen Leben.
Ein paar Seiten weiter sitzt er in einer Dachgaube im Rathaus und schreibt. Feder in der Hand, Blick auf die Stadt. Vielleicht ist es eine Ballade, vielleicht ein Theaterstück. Sicher ist: Ohne das 18. Jahrhundert, ohne seine Ideen und Umbrüche, wäre Marbach nicht Marbach.
Ein Panoramabild zeigt das Schiller-Nationalmuseum. Ein Denkmal – ja. Aber auch ein Symbol dafür, dass große Umwälzungen wie vor 300 Jahren erst möglich machen, was heute selbstverständlich erscheint.
Auf einer anderen Seite: gewandete Menschen, historische Kostüme. Doch nicht alles ist Kulisse. Ein Redner trägt Schillers Balladen vor. Eine Frau mit Haube und Schürze füttert Gänse. Ist sie ein Teil des Festes – oder ist das 18. Jahrhundert doch näher, als wir denken?
Marbach feiert – aber wie?
Die Stadt hat Erfahrung mit ihrem 18.-Jahrhundert-Fest. 2009, 2016 – jedes Mal wurde die Epoche nicht nur nachgespielt, sondern in die Gegenwart geholt. Nun steht das nächste Fest bevor. Und ‚Marbach wimmelt‘ erinnert daran, wie tief diese noch junge Tradition verankert ist.
Schiller fährt Fahrrad beim Cobble Hopple, dem Straßenrennen, die Turmgasse hinauf. Tobias Mayer vermisst die Sterne – auf einem Dach, hoch über dem Getümmel. Ernsthafte Wissenschaft, mitten im Alltäglichen. Auch das ist Marbach: klug, verspielt, voller Überraschungen.
Ein Ruderboot am Neckar, das Backhaus in Rielingshausen, der Weihnachtsmarkt auf dem winterlichen Burgplatz – überall blitzen Bezüge zur Vergangenheit auf. Der dampfende Punsch? Vielleicht nach einem überlieferten Rezept von Schillers Mutter.
Geschichte mitmachen – nicht nur anschauen
Vergangenheit ist nichts, das man konsumiert. Sie ist etwas, das man lebt. Und genau hier setzt das 18.-Jahrhundert-Fest 2025 an. Kostüme, Musik, Handwerk – ja. Aber es braucht mehr: Menschen, die sich einbringen, die Marbach nicht nur als Kulisse sehen, sondern als gemeinsamen Raum.
Ein Fest wie dieses gelingt nur, wenn viele mitmachen. Wer informiert? Wer baut auf? Wer steht am Stand? Wer bringt Ideen ein? Geschichte ist Teamarbeit – damals wie heute.
‚Marbach wimmelt‘. Das 18. Jahrhundert auch. Jetzt liegt es an der Stadtgesellschaft, die Verbindung lebendig zu halten. Das Stadtmarketing freut sich dabei zu sein.

Jolanda Obleser: Marbach wimmelt
Stadtmarketing Schillerstadt Marbach e.V. · © Marbach am Neckar 2024
ISBN: 978-3-00-078390-6 · Preis: 18,90 Euro

LO/ssm

Jolanda Obleser · Marbach wimmelt

Jolanda Obleser · Marbach wimmelt